Private Wachdienste müssen in naher Zukunft mit neuen Regeln rechnen - das Wirtschaftsministerium plant nämlich eine strengere Reglementierung der gesamten Sicherheitsbranche. "Noch sind es Überlegungen", so ein Sprecher des Wirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU). In der Koalitionsvereinbarung würde von einer "Neuordnung des privaten Sicherheitsgewerbes" die Rede sein. Das Ziel? Die Verbesserung der Sicherheitsstandards. Schlussendlich würden private Sicherheitsdienste Liegenschaften der Bundeswehr, Flüchtlingsunterkünfte und auch Flugpassagiere bewachen. Zu glauben, die Branche würde sich gegen die neuen Regeln wehren, sei falsch - im Gegenteil: Gregor Lehnert, der Präsident des "Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft" (kurz: BDSW) sei der Meinung, die Branche warte auf neue Regelungen; von Vorteil wäre es, wenn die Zuständigkeit vom Wirtschaftsministerium in das Innenministerium wandern würde.
Soll sich das Justiz- oder Innenministerium anstelle der Gewerbeordnung darum kümmern?
Die Flüchtlingswelle sorgte für eine Überforderung der Behörden - wie sollte es möglich sein, innerhalb weniger Tage zahlreiche Unterkünfte bereitzustellen und die Menschen zu schützen? Immer wieder erhielten die billigsten Anbieter die Aufgabe der Betreuung - es gab keine Überprüfung der Qualifizierung oder Zuverlässigkeit. Die Folge? Fehlendes Personal, wenig bis kaum qualifizierte Mitarbeiter und somit Probleme bei der Umsetzung der Aufgaben. Zudem wurden Unternehmen groß, die zuvor kaum wahrgenommen wurden - des Weiteren wurden viele neue Unternehmen gegründet, wobei ein großer Teil von schwarzen Schafen ins Leben gerufen wurde, die das schnelle Geld verdienen wollten. Wie der Staat reagieren könnte, um beispielsweise sicher zu gehen, dass ein Unternehmen auch qualifiziertes Personal zur Verfügung hat? Die Anforderungen an Eignung, Ausbildung, Qualifikation, Ausstattung und Organisation könnten schärfer werden - bislang erfolgte der Berufszugang über die Gewerbescheinanmeldung. Das heißt: Es braucht eine neue Regelung im Bereich eines Sektorengesetzes und keinesfalls in der Gewerbeordnung - während private Sicherheitsdienste in anderen EU-Ländern die Sache des Justiz- oder Innenministeriums sind, kümmert sich in Deutschland - und das schon seit der Weimarer Republik - die Gewerbeordnung darum. Noch gab es dahingehend keine Gespräche zwischen Horst Seehofer (CDU), dem Innenminister, und Peter Altmaier (CDU), dem Minister für Wirtschaft. "Es sei wichtig, wenn man für einzelne Aufgabengebiete eine spezialgesetzliche Regelung schaffen würde. So etwa, wenn die Tätigkeit eine Zusammenarbeit mit Polizeibeamten erfordert", so Gregor Lehnert. Doch wie sieht es bei den Unternehmen aus? Wollen diese lieber die Gewerbefreiheit oder doch lieber den Status "Sicherheitsakteur"? Viele Unternehmen wünschen sich eine neue Rolle und wollen eine noch engere Zusammenarbeit mit der Polizei - das würde auch Jörg Ziercke, der Präsident des Bundeskriminalamtes, gutheißen.
Fast so viele private Sicherheitsmitarbeiter wie Polizisten
11 Prozent des Umsatzes der Branche wurde im Jahr 2017 mit Kontrollen an Flughäfen erzielt - 5 Prozent durch den Schutz militärischer Liegenschaften. Warum private Firmen engagiert werden? Die Mitarbeiter sind günstiger als Bundespolizisten und Berufssoldaten. Auch wenn am Flughafen Polizisten sind, so wird das Massengeschäft - so etwa die Überprüfung des Gepäcks und der Passagiere - von privaten Firmen übernommen. Bundesweit sind es aktuell um die 262.000 privaten Sicherheitskräfte - 274.000 gehen der Tätigkeit als Polizist nach. Da es schon fast so viele private Sicherheitskräfte wie Polizisten gibt, ist es mitunter schon denkbar, dass in der Nacht wohl schon mehr private Sicherheitskräfte als Polizisten unterwegs sind. Das Ziel? Beobachtungen sollen so schnell wie möglich an die Polizei weitergegeben werden.
Die Prognose? Der Umsatz wird weiterhin steigen
Auch wenn im vergangenen Jahr ein Umsatzrückgang festgestellt wurde, so konnte sich dieser seit dem Jahr 2008 fast verdoppeln - lag der Umsatz im Jahr 2008 noch bei 4,29 Milliarden Euro, so waren es im Jahr 2017 8,5 Milliarden Euro. Die Aussichten sind zudem großartig - aufgrund der Tatsache, dass Großveranstaltungen immer besser bewacht werden, wird der Umsatz in den kommenden Jahren weiterhin steigen. Ein weiterer Aspekt: Das Oberverwaltungsgericht Bremen entschied im Februar, die Deutsche Fußball Liga könnte verpflichtet werden, Teile der Kosten, die durch Polizeieinsätze bei sogenannten Risikospielen entstehen, übernehmen zu müssen. Die Alternative? Private Sicherheitsfirmen.
Immer mehr private Sicherheitsfirmen suchen Mitarbeiter
Viele Betriebe suchen nach neuen Mitarbeitern. So gaben 78 Prozent der Sicherheitsfirmen an, man hätte Probleme bei der Besetzung - der Fachkräftemangel sei, vor allem im Bereich der Sicherheitsbranche, extrem. Extrem sei auch die Auftragslage - ob in Schulen oder auch in Jobcentern: Gewalt gegen Beschäftigte sei keine Seltenheit mehr, sodass immer mehr private Sicherheitsfirmen kontaktiert werden. So sorgte beispielsweise die Spreewald-Grundschule in Berlin für Schlagzeilen, als man sich für Wachleute entschied, die für Recht und Ordnung sorgen sollten. Nachdem der Auftrag Ende April auslief, kam das Kollegium der Schule zum einstimmigen Beschluss: Die Wachleute kommen zurück.
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